Demografischer Wandel
Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt die Sozialsysteme vor große Herausforderungen - besonders in der Sozialen Pflegeversicherung. Die Lebenserwartung steigt und mit den Babyboomern werden in einigen Jahren aus starken Beitragszahlern mehrheitlich Leistungsempfänger werden.
Ein Ausblick: Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2060
Trotz Zuwanderung und mehr Geburten wird die Bevölkerung in Deutschland immer älter. So lauten die Prognosen des Statistischen Bundesamtes zum demografischen Wandel. Konkret haben die Statistiker Folgendes ermittelt (Quelle: 15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung): Mehr als 84 Millionen Menschen leben derzeit in der Bundesrepublik. Im Jahr 2060 wird die Bevölkerung je nach Prognose-Szenario zwischen 74 und 84 Millionen betragen. Im günstigsten Szenario würde die Bevölkerungszahl somit exakt auf ihrer heutigen Höhe liegen.
Also alles halb so wild mit dem demografischen Wandel? So einfach ist es leider nicht. Denn der Altersaufbau innerhalb der Bevölkerung verändert sich bis 2060 erheblich.
- 2018 waren etwa 52 Millionen Menschen im Erwerbsalter, d. h. zwischen 20 und 67 Jahre alt. Bis 2060 sinkt die Zahl im Extremfall auf 40 Millionen. Minus 23 Prozent.
- Die Zahl der über-67-Jährigen (also der Ruheständler) steigt bis 2040 von 16 Millionen auf fast 21 Millionen und bleibt bis 2060 auf diesem Niveau. Plus 32 Prozent.
- Die Zahl der über-80-Jährigen – hochbetagte Menschen mit einem sehr hohen Pflegerisiko – steigt von 5,4 Millionen auf bis zu zehn Millionen in den kommenden 30 Jahren. Plus 76 Prozent.
Der demografische Wandel wird sich bereits in naher Zukunft deutlich bemerkbar machen, denn die Generation der sogenannten Babyboomer geht seit 2020/2021 nach und nach in Rente. Der Begriff Babyboomer bezeichnet die besonders geburtenstarken Jahrgänge, die in Deutschland in der 1960er Jahren zur Welt kamen. 1964 war mit über 1,4 Millionen der geburtenstärkste Jahrgang der Nachkriegszeit.
Wie variabel ist der demografische Alterungsprozess?
Die Finanzökonomen Prof. Martin Werding und Benjamin Läpple von der Ruhr-Universität Bochum haben analysiert, wie variabel die demografische Alterung und ihre Folgen für die soziale Sicherung überhaupt noch sind. Das Ergebnis zeigt: Selbst weniger realistische Steigerungen bei Geburten- und Zuwanderungszahlen reichen alleine nicht aus, um die demografische Alterung in ihrer akuten Phase aufzuhalten oder auch nur merklich abzumildern.
Deutschland bis 2050 – immer älter, immer pflegebedürftiger
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels steigt von Jahr zu Jahr auch die Zahl der Menschen in Deutschland, die Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten: Seit Einführung der Pflichtversicherung im Jahr 1995 ist sie von 2 Millionen bis Ende 2021 auf 4,96 Millionen angewachsen.
Vorausberechnungen vom Statistsichen Bundesamt und vom Wissenschaftlichen Institut der PKV (WIP) gehen mittlerweile davon aus, dass sich die Zahl der Pflegebedürftigen allein in der SPV bis 2040 auf über sechs Millionen erhöhen wird.